Corona durchtrennt Wirtschaftsraum
Insgesamt acht Monate sind die beiden Grenzstädte Laufen und Oberndorf durch die Corona-Krise bereits voneinander getrennt. Wirtschaftstreibende leiden vor allem unter dem Wegfall der Kunden aus der Nachbarstadt: Je nach Branche und Betrieb brechen bis zu 70 Prozent des Umsatzes weg.
Elisabeth Jahn und Rosmarie Lederer haben Ende August 2020 ihr Brautkleid-Outlet am Marienplatz in Laufen eröffnet. Der Start ein paar Monate nach dem Beginn der Covid19-Pandemie wirkte gewagt, war aber letztendlich eine direkte Reaktion auf die Krise: „Menschen heiraten dann, wenn es die Corona-Situation erlaubt”, erzählt Lederer. “Dadurch waren wir gefordert: Denn die Lieferzeiten von Brautkleidern betragen oft bis zu sechs Monaten. Im ‘Brautlet’ ist man bei spontanen Hochzeiten genau richtig, weil wir eine riesige Auswahl von Kleidern vorrätig haben.”

Jahn und Lederer betreiben bereits seit 2018 das Brautmoden-Fachgeschäft “Fräulein Braut” in Freilassing. Daher wissen sie auch sehr genau, dass 70 Prozent ihrer Kunden aus Österreich stammen. “Neben den Umsatzeinbrüchen in der gesamten Hochzeitsbranche haben uns natürlich die Grenzschließungen extrem getroffen”, sagt Elisabeth Jahn.
Grenzschließung ist für viele Unternehmen eine Katastrophe
Gertraud Schnaitl ist Floristin und Obfrau der Wirtschaftsplattform Laufen-Oberndorf (L&O) – der ersten grenzüberschreitenden Wirtschaftsplattform im deutschsprachigen Raum. Schnaitl kennt die Sorgen der Unternehmer*innen “drent und herent” aus Gesprächen mit zahlreichen Vertretern der 130 Mitgliedsbetriebe: “Laufen und Oberndorf sind seit dem Wegfall der Grenzkontrollen im Jahr 1998 stark zusammengewachsen und bilden heute einen gemeinsamen Wirtschaftsraum. Die anhaltende Grenzschließung ist für viele Unternehmen eine Katastrophe, weil einfach die Kunden aus der Nachbarstadt fehlen.”
Ähnlich sieht das Klaus Pöhlmann, Obmann von L&O in Laufen. Pöhlmann ist Inhaber einer renommierten Werkstätte für Holz- und Blechblasinstrumente, viele seiner Kunden stammen aus Österreich. „Die können leider seit Monaten nicht mehr zu uns kommen“, beklagt Pöhlmann.

“Laufen und Oberndorf sind eine Stadt”
Gegenüber von Pöhlmann in der Laufener Schlossstraße befindet sich das Fotostudio Schröck. Auch dem Inhaber Oliver Freudenthaler fehlt die Kundschaft aus Österreich: “Laufen und Oberndorf sind für mich eine Stadt – nun ist die Grenze aber in Summe schon acht Monate lang zu. Das trifft uns schwer, da die Hälfte unserer Kunden aus Österreich kommt.”
Trotz der schwierigen Zeiten gibt es auch Lichtblicke. Heidemarie Mühlfellner, Inhaberin des Hotels Alt Oberndorf und des angeschlossen Restaurants Bauernbräu, lobt den großen Zusammenhalt “Wir haben früh auf Take Away umgestellt. Es freut mich wirklich, dass die Solidarität im Ort so hoch ist und das Angebot so gut angenommen wird. Ich habe den Eindruck, dass die Bevölkerung hinter uns steht.”
Die Nachbarstädte an der Salzach
Oberndorf am rechten Salzachufer zählt 6.000 Einwohner, die bayerische Nachbarstadt Laufen 7.000 Einwohner. Historisch war Oberndorf einst Vorort von Laufen, 1816 erfolgte durch den Vertrag von München die Trennung. Nach dem EU-Beitritt Österreichs und dem Wegfall der Grenzkontrollen per 1. April 1998 bestand die Grenze nur mehr auf dem Papier.
Mit dem Auftreten der Corona-Pandemie ist die Grenze zunächst zwischen 16. März und 15. Juni 2020 geschlossen worden. Im Sommer und Herbst 2020 konnte der kleine Grenzverkehr ungehindert stattfinden. Seit 9. Dezember 2000 ist die Grenze wieder zu. Das sind insgesamt mittlerweile acht Monate.
Rückfragehinweis
Gertraud Schnaitl
Wirtschaftsplattform Laufen-Oberndorf
Tel.: +43 664 341 61 81
E-Mail: schnaitl@laufen-oberndorf.com
Medienresonanz
- Oberndorf und Laufen brauchen offene Grenzen
(Flachgauer Nachrichten, 2. Juni 2021) - „Alle mussten Federn lassen, aber alle halten durch.“
(Salzachbrücke, April 2021) - Corona durchtrennt Wirtschaftsraum: Bis zu 70 Prozent Umsatzeinbußen in Laufen und Oberndorf
(BGLand24.de, 28. April 2021) - Wirtschaft von Laufen und Oberndorf leidet unter neuer Grenze
(Bezirksblätter Flachgau, 29. April 2021) - Bis zu 70 Prozent weniger Umsatz – Instrumentenbauer und Brautmoden über die schwierige Lage
(BGLand24.de, 29. April 2021) - Darum hält Instrumentenbauer Klaus Pöhlmann nichts vom Topfschlagen gegen Corona-Regeln
(BGLand24.de, 3. Mai 2021)