SIE SPINNT. Wolle, um genau zu sein.
Sabine Wagenhofer spinnt. Wolle, um genau zu sein. Und auch sonst ist bei der gebürtigen Oberndorferin vieles anders als gewöhnlich. Eco-Fashion aus Schafwolle abseits von Trachtigem salonfähig zu machen, das hat sie sich zum Ziel gesetzt.
Im „Flagsheep-Store“ von SAWA – Handcrafted Goods wird dabei auf 100% Handarbeit gesetzt, sämtliche Rohstoffe kommen von Lieferanten aus der Region, Farbstoffe und chemische Weichmacher sind verbannt. So wird Jedes Produkt zum wertvollen Unikat, das gern an die nächste Generation vererbt werden darf. Sabine Wagenhofer erzählt, wie sie das Spinnen wiederentdeckt hat und welche Pläne sie für die Zukunft hat.
Wie kam es zu Ihrer Liebe zum Spinnrad?
Durch Zufall oder Schicksal. Je nachdem wie man es sehen möchte. Begonnen hat alles schon in meiner Kindheit. Meine Uroma hatte ein Spinnrad und hat mir als Kind das Handwerk beigebracht. Als ich vor ein paar Jahren durch Krankheit nicht mehr in meinem alten Job bleiben konnte, wurde eine Neuorientierung nötig. Als Ablenkung diente dabei ein altes Spinnrad. Und siehe da, mit jedem Dreher kam die Erinnerung und das Gefühl zurück. Ist anscheinend wie Fahrradfahren: Einmal erlernt …
Wann und wie ist daraus eine Geschäftsidee geworden?
Das kam so nach und nach. Mit jedem Dreher am Spinnrad wuchs die Idee. Und wenn einmal der Faden gesponnen ist, dann ergibt sich vieles. Da der erste selbstgesponnene Pullover für einen Freund, die Haube für eine Freundin usw. Dann gab es auch noch viel Unterstützung im Freundeskreis. Aber auch Zweifler, die hat man aber immer, wenn man irgendwo Neuland betritt. Als aber eine Freundin dann noch zufällig ein Geschäftslokal leer stehen hatte, eröffnete ich meinen „Flagsheep-Store“ im April 2017 in Oberndorf.
Welche Menschen bestellen bei SAWA? Welche Zielgruppe sprechen Sie an?
Ehrlich gesagt bin ich immer noch am Tüfteln, wer genau meine Zielgruppe ist. Meine Kunden lassen sich nur schwer in Kategorien einordnen. Von Jung bis Alt ist alles dabei. Da ein jeder Pulli zu 100% Handarbeit ist, hat er auch einen seinen Preis. Jedoch ein SAWA-Pullover hält an sich ewig. Sollte dennoch mal etwas passieren – beispielsweise, wenn man hängen bleibt – gibt es ein Reparaturservice. Ganz unkompliziert und nach dem Motto „solange es geht, erhalten“. Eines noch zur Pflege: Waschen ist nicht nötig. Über Nacht rauslegen und der Pullover ist wieder frisch. Das spricht vor allem auch meine männliche Klientel an.
Woher beziehen Sie Ihre Rohstoffe?
Ausschließlich aus der Region. Ich kenne alle meine Lieferanten, weiß, wie die Tiere gehalten werden und kenne teilweise sogar die Namen der Schafe. Der Großteil meiner Kleidungsstücke ist aus Schafwolle – da gibt es genug Angebot, leider sogar zu viel, teilweise wird Schafwolle sogar weggeworfen. Ich verarbeite aber auch Alpaka und Angora. Und neu im Sortiment habe ich Yak-Wolle. Ebenfalls aus der Region.
Wenn die Nachfrage weiter steigt, wird SAWA – Handcrafted Goods weitere Spinnerinnen anstellen? Findet man diese überhaupt noch?
Tatsächlich ist es schwierig, Menschen zu finden, die das Handwerk noch beherrschen. Es gibt dazu keine direkte Ausbildung. Mittlerweile werden aber überall wieder Spinnkurse angeboten. So besteht die Hoffnung, dass dieses alte und absolut schöne Handwerk nicht in Vergessenheit gerät.
Verraten Sie uns noch, welche Pläne Sie für SAWA – Handcrafted Goods für die Zukunft haben?
Nun, da gibt es einiges. Ich könnte jetzt über neue Produkte sprechen, aber viel wichtiger ist, dass ich mich mit meinem Label SAWA – Handcrafted Goods vermehrt für die brennenden Umweltthemen einsetzen werde. Man muss sich vorstellen: Die Bekleidungsindustrie belegt im Ranking der größten Umweltsünder den zweiten Platz. Die gesamte Textilproduktion verursacht in einem Jahr über eine Milliarde Tonnen CO2. Das ist mehr als alle internationalen Flüge und Schifffahrten zusammen. Dazu kommt die Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik aus Textilfasern und die Verwendung giftiger Chemikalien. Es muss einfach mehr in unsere Köpfe, dass wir mit unserem jetzigen Handeln nur unseren Planeten töten. Deshalb wird SAWA mehr denn je für ECO-Fashion einstehen. Und diese Aktivitäten werden sich nicht auf Oberndorf begrenzen. Eine lose Kooperation besteht etwa mit den beiden Eco-Fashion-Pioniere VIN + OMI (vinandomi.com) aus England. Mehr will und kann ich aber noch nicht verraten.
Herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in dieses wertvolle alte Handwerk und weiterhin viel nachhaltige Begeisterung für das Spinnen und alles was noch kommt!